Bremer Senat stimmt Vertrag mit Muslimen zu
Einigung über den Vertrag mit den muslimischen Verbänden (30.11.2012)
Zu einem abschließenden Gespräch trafen sich heute (30.11.2012) Bürgermeister Jens Böhrnsen und die Vertreter der muslimischen Verbände, um den Vertragsentwurf zwischen der Freien Hansestadt Bremen und den Muslimen auf den Weg zu bringen. Lesen sie mehr....
Senat: Vertrag mit Muslimen ist beschlossen (Senatspressestelle)
Bremer Senat stimmt Vertrag mit Muslimen zu (Radio Bremen)
Koalitionsverhandlungen | Islam: SPD ziert sich
In der Religionspolitik können sich die Grünen nicht durchsetzen: Es gibt kein Bekenntnis zu einem Staatsvertrag mit den Muslimen
VON EIKEN BRUHN
Für Bremer Lehrerinnen bleibt das Kopftuch verboten. Foto: dpa
"Verbindliche Vereinbarungen" wolle man in den nächsten vier Jahren mit den muslimischen Verbänden treffen, so formulierte es gestern der Landesvorsitzende der Bremer SPD, Andreas Bovenschulte. Ob dies in einen Staatsvertrag münden könne, wie es die Bremer Grünen in ihrem Wahlprogramm gefordert hatten, ließen SPD und Grüne auf ihrer gestrigen Pressekonferenz am vorletzten Tag der Koalitionsverhandlungen offen. Bovenschulte begründete die zögerliche Haltung der SPD damit, dass Muslime nicht wie Christen in einer hierarchischen Institution organisiert seien: "Es gibt keine gemeinsame Repräsentanz der Muslime."
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Muslime wehren sich gegen Vorwürfe
Von Tina Hayessen
Bremen. Darf´s ein bisschen mehr sein? Geht es um die Integration von muslimischen Migranten, so sollte man meinen, kann die Antwort darauf nur „ja“ lauten. Doch gerade das starke Mitwirken türkisch-islamischer Gruppen wurde am Rande der Bremer Integrationswoche bemängelt.
© Roland Scheitz |
Die Veranstaltungen seien „türkisch-muslimisch dominiert“, kritisierte Zahra Mohammadzadeh, migrationspolitische Sprecherin der Grünen, zum Ende der Bremer Integrationswoche „Labskaus“ vor einigen Tagen.
Sie vermisse Angebote über Religion und Kultur von Afrikanern, Menschen aus Sri Lanka oder jüdischen Aussiedlern. Bei „Labskaus“ stimme die Gewichtung nicht; es handele sich eher um eine Islam- als um eine Integrationswoche. Ein Vorwurf, der nun die Mitglieder der Schura Bremen, vom hiesigen Dachverband Türkisch-Islamische Union (DITIB) und von der Islamischen Föderation Bremen auf den Plan gerufen hat. In einer gemeinsamen Klarstellung brachten sie zu Papier, wie sie selbst ihre Integrationsbemühungen bewerten.
"Beteiligung belegt Integrationsinteresse"
„Als Muslim macht man es wahrscheinlich immer falsch; auch eine starke Beteiligung an Integration kann einigen ein Dorn im Auge sein“, heißt es in dem Schreiben der drei Bremer Institutionen. Sie werten das Auftreten der Muslime zur Integrationswoche völlig anders als die Kritiker: „Die rege Beteiligung ist ein Beleg dafür, dass die Muslime mit ihrer islamischen Identität ein großes Interesse an Integration haben.“
Das publizierte Schreiben solle lediglich darstellen, wie die türkisch-muslimischen Institutionen die Aussage der Abgeordneten Mohammadzadeh bewerten und keinesfalls andere Gemeinschaften angreifen, betonte der Schura-Vorsitzende Mustafa Yavuz auf Nachfrage. "Wir wollten deutlich machen, wie wir zu den Äußerungen stehen."
Quelle: http://www.weser-kurier.de/Artikel/Bremen/Vermischtes/219167/Muslime+wehren+sich+gegen+Vorwuerfe.html (Zuletzt aufgerufen am: 28.01.2011)
Verstimmender Brückenbau
Moslems organisierten große Teile der Integrationswoche des Bremer Senats. Nun sind sie erbost, weil ihnen dabei "Dominanz" vorgeworfen werde. Alles sei nur "ein Missverständnis", beschwichtigt sie die jüdische Gemeinde
VON CHRISTIAN JAKOB
Event mit eigentümlichem Motto: Das Logo der "Labskaus" genannten
Integrationswoche des Senats. Foto: Grafik: Planet Mutlu
Die muslimischen Gemeinden in Bremen sind verstimmt: "Zu viel Integration bei Muslimen? Egal was die Muslime machen, es ist immer FALSCH…"- das ist die Überschrift einer gestern verbreiteten, gemeinsamen Erklärung der islamischen Verbände Schura, Ditib und Islamische Föderation. Sie beziehen sich auf Kritik an ihrer Beteiligung an der am Sonntag zu Ende gegangenen Integrationswoche des Senats.
An jenem Tag war unter anderem der stellvertretende Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Bremen, Gregori Pantijelew, in Presseberichten mit Kritik an einer "muslimischen Dominanz" bei der "Labskaus" genannten Woche zitiert worden.
Deren Organisator, der Senatsbeauftragte für interkulturelle Begegnung Helmut Hafner, hatte den muslimischen Schwerpunkt laut Presseberichten damit begründet, dass der Islam als "Kernproblem von Integration" gelte und viele Menschen Moslems "misstrauen und Demokratiefeindlichkeit unterstellen".
Obwohl sie insgesamt eine "positive Bilanz der Integrationswoche ziehen", so schreiben die islamischen Verbände nun, sei es "schade, dass der Islam und damit die Muslime in diesem Lande immer noch als Kernproblem der Integration gesehen werden." Ihre rege Beteiligung sei Beleg dafür, dass die Muslime "mit ihrer islamischen Identität ein großes Interesse an Integration haben". Doch Integration müsse "auch von der Mehrheitsgesellschaft und ihren Institutionen gewollt werden". Vor allem aber störe sie die Kritik am Ausmaß ihres Engagements bei "Labskaus": "Auch eine starke Beteiligung an Integration kann einigen ein Dorn im Auge sein."
Rund ein Fünftel der 250-Labskaus Veranstaltungen waren von den Bremer Moslems organisiert worden, darunter ein Iftar-Mahl - das traditionelle Fastenbrechen während des Ramadan - in der oberen Rathaushalle oder eine Freitagspredigt in deutscher Sprache in der Neustädter Dawaa-Moschee. Durch die Woche wolle man "Brücken bauen", damit aus dem "Nebeneinander ein Miteinander werden", hatte Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) gesagt.
So spricht der jüdische Gemeindevertreter Pantijelew, denn auch "selbstverständlich" von einem Missverständnis. Seine Kritik richte sich nicht gegen ein "Zu viel" der Moslems, sondern gegen ein "Zuwenig" der Mehrheitsgesellschaft, sagt er. "Auf der Woche haben sich die muslimischen Verbände mit ihrer Arbeit, ihren Ängsten und Wünschen und ihren Festen präsentiert. Das ist wunderbar. Aber wo ist das andere?" Ihn habe gestört, dass "nur die Minderheiten" die Woche gestaltet hätten. Dem zugrunde liege ein falsches Verständnis von Integration bei den Deutschen: Die würden glauben, nur die Zuwanderer müssten sich bewegen. "Warum zum Beispiel war denn die Handelskammer nur einmal bei Labskaus dabei?" Daran sehe man, dass "die ganze Integrationsdebatte nicht auf gleicher Augenhöhe abläuft". Im Rathaus habe man diese Kritik "verstanden", so Pantijelew, weshalb die jüdische Gemeinde sich nächstes Mal stärker beteiligen wolle. Dass die muslimischen Verbände ihn missverstanden hätten, sei "nicht weiter schlimm und lässt sich leicht klären". Das liege daran, dass oft "zu viel über Dritte als miteinander geredet" werde.