Pressemitteilung: Tag gegen antimuslimischen Rassismus am 1. Juli
„Hans mit Bart ist hip. Hamza mit Bart verdächtig.“ „Deutsch und gleichzeitig muslimisch sein passt ja nicht.“ Mit diesen Aussagen versucht das Netzwerk „allianzgegenhass.de" von Claim, auf vorurteilsgeladene Aspekte unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen.
Anlässlich des Tages gegen den antimuslimischen Rassismus erinnert die Schura Bremen daran, sich der Dimensionen des antimuslimischen Rassismus bewusst zu werden. Dieses Phänomen ist nämlich schon lange keine (rechte) Ausnahmesituation in unserer Demokratie mehr, sondern viel eher ein Aspekt der Moderne, inmitten unserer heutigen Gesellschaft. Es werden Menschen anhand von bestimmten Vorstellungen von Kultur, Religion und Herkunft, vermeintlich islamische Eigenschaften zugewiesen.* Faktisch ist die Selbstdefinition jener Personen irrelevant, da aufgrund der zugewiesenen „islamischen“ Eigenschaften ein Konstrukt „der Anderen“ erstellt wird, welches die Grundlage zur Einstufung als „Rassismus“ schafft. Die Schura Bremen will diesbezüglich auf einige Erkenntnisse der rassismuskritischen Forschung aufmerksam machen.
Laut einer Umfrage der „Leipziger Autoritarismus-Studie 2018“ gaben 55,8% der Befragten an, sich in Deutschland „…durch die vielen Muslime…“ sich selbst als „…Fremder im eigenen Land zu fühlen.“ Anscheinend herrscht bei den Befragten ein Muslimbild, welches Musliminnen und Muslime als „Nicht-Deutsche“ versteht, und deshalb als fremd und somit „nicht nach Deutschland gehörend“ ansieht. In derselben Umfrage standen 44,1% der Befragten sogar dafür ein, die Zuwanderung von Musliminnen und Muslimen nach Deutschland zu verbieten.* Erschreckend kann hier festgestellt werden, das „Deutschsein“ und „Muslimischsein“ in diesem Zusammenhang nicht in Einklang betrachtet werden.
Ausgehend vom „Muslimbild“ findet nicht selten auch eine sogenannte „Täter-Opfer-Umkehr“ statt. Mit „legitimer Islamkritik“ werden den Musliminnen und Muslimen klischeehafte Vorurteile wie „Gewalttätigkeit, Sexismus sowie Radikalität“ vorgeworfen. Weitergehend wird den Musliminnen und Muslimin auch vorgeworfen, nicht kritikfähig zu sein. Dadurch werden Betroffene von „Rassismus“ für ihre Diskriminierungserfahrungen selbst verantwortlich gemacht.
Die Schura Bremen ruft deshalb dazu auf, das eigene Handeln zu hinterfragen und sich gegen jegliche Hetze und Spalterei einzusetzen. Zentrale Institutionen, wie die Parteien und Medien, müssen sich entsprechend ihrer besonderen Verantwortung für ein respektvolles und friedvolles Zusammenleben einsetzen. Aktuelle Herausforderungen dürfen nicht dafür missbraucht werden, um in Worten und Bildern Hass und Ressentiments zu befeuern.
Vor diesem Hintergrund möchte die Schura Bremen auf einen aktuellen Vorfall nach dem Ramadanfestempfang im Bremer Rathaus aufmerksam machen. Alle Rednerinnen und Redner haben an diesem Abend einmütig hervorgehoben, dass der Islam und die Muslime zu Bremen gehören und antimuslimischer Rassismus keinen Platz in unserer Gesellschaft hat. Umso furchtbarer und unerträglicher fühlte sich das anschließende Erlebnis der Moderatorin auf dem Weg nach Hause an. Inmitten des Bremer Marktplatzes wurde sie zunächst aufs heftigste mit antimuslimischen Beschimpfungen bedroht und anschließend versuchte die Angreiferin ihr das Kopftuch runterzureißen. Trotz zahlreicher Zeugen bot ihr traurigerweise niemand Hilfe an. Erst die dazu gerufene Polizei konnte die Situation entschärfen. Ärgerlich für die Angegriffene war, dass erst auf ihr Drängen eine Anzeige aufgenommen wurde.
Wir bitten alle Bremerinnen und Bremer nicht wegzusehen und einzuschreiten, wenn sie Zeuge rassistischer Vorfälle werden. Von der Polizei in Bremen und Bremerhaven erwarten wir in allen Fällen mit Nachdruck antimuslimischen Rassismus zu verfolgen und sich für eine stärkere Sensibilisierung sowie Bekämpfung dieses Übels auf allen Ebenen einzusetzen.
Am 1. Juli 2009 wurde die 32-jährige schwangere Marwa El-Sherbini im Landgericht Dresden ermordet. Seither steht dieses Datum für den Tag gegen antimuslimischen Rassismus.